Martin Arnold:"... allen Bruder sein ..." Erfolgs- und Grenz-Erfahrungen des britischen Quäkers Corder Catchpool bei Gesprächen mit Nazis im Deutschland der 1930er Jahre
Zitat: „Mit Rechten reden heißt auch, sie zu legitimieren. Tatsächlich gibt es keine Berührungspunkte und ergo auch keinen Diskurs mit ihnen.“ Dies war am 9. November 2017 in der Frankfurter Rundschau an prominenter Stelle von der Journalistin und Schriftstellerin Katja Thorwarth zu lesen unter dem Titel: „Rassismus ist keine Meinung“. Dies zeigt: Die Fragen, mit denen wir uns hier beschäftigen, sind höchst aktuell.
Vom Quäker Corder Catchpool erfuhr ich durch die Schrift der Religiösen Gesellschaft der Freunde „... ALLEN BRUDER SEIN … CORDER CATCHPOOL (1883-1952), ein englischer Freund in deutscher Not“.
Karsten Petersen: ICON, Lanza und die Bombe
Lanza Del Vasto hat 1959 einige Bemerkungen zur Atombombe gemacht, die unsere Bemühungen für einen größeren Zusammenhang stellen.
ICAN hat den Friedensnobelpreis bekommen – Hurra und herzlichen Glückwunsch! Viele von uns haben sich in den letzten Jahren an ICAN-Aktionen beteiligt, ein wenig können wir uns also auch geehrt fühlen. Mit ICAN träumen wir von einer Welt ohne Atomwaffen, mit ICAN sehen wir in der völkerrechtlich verbindlichen Ächtung von Atomwaffen einen wichtigen Schritt dorthin. Aber reicht das? – Stellen wir uns einmal vor, dass sich auch die A-Waffen-Besitzer der Ächtung anschlössen und ihre Bestände verschrotten würden. – Aber, mal ehrlich, kann sich das wirklich jemand vorstellen? Und selbst wenn es gelänge, wäre das Problem damit wirklich gelöst? Was braucht es, um die Menschheit ein für alle Mal vom Damoklesschwert der atomaren Apokalypse zu befreien?
Lanza zu Trump und Co
Lanza del Vasto zu Trump und Co
Die beiden folgenden Textausschnitte sind dem 4. Kapitel von Lanzas Werk „Die Vier Geißeln" (Les Quatre Fléaux) entnommen. Das Buch ist 1959 in Frankreich erschienen; auf Deutsch wurde es 1982 unter dem Titel „Die Macht der Friedfertigen" veröffentlicht.
Lanza stellt im vierten Kapitel die Abfolge der verschiedenen Herrschaftsformen in der Geschichte dar. Erschreckender Weise folgt für ihn die Tyrannei auf die bürgerliche Demokratie, deren Freiheitsversprechen für ihn in vielerlei Hinsicht nur eine Fiktion ist.
67. Die Stunde des Tyrannen
Wenn es nach vielen Kämpfen um Gleichheit soweit gekommen ist, dass man die „Demokratie übertreibt" (Platon: Politeia IV, 13),
wenn Zahlen mehr Bedeutung beigemessen wird als realen Werten, wenn Frechheit und große Worte mehr gelten als echte Verdienste,
wenn die „Masse" zu einem „Despoten mit tausend Köpfen" wird (Politeia IV, 4), gegängelt von mittelmäßigen Schmeichlern, weil sie wie alle Despoten die Schmeichler liebt,
wenn die stärkste Partei die Regierung als „Belohnung für ihren Sieg" betrachtet (Politeia IV, 11) und sie zum Werkzeug der Verfolgung ihrer Gegner macht,
wenn die Leute vor lauter Unordnung, Zwietracht, Wechselhaftigkeit und Folgewidrigkeit der Freiheit überdrüssig werden —
dann lädt Agathokles (siehe Info unten) alle Senatoren von Syrakus zu einem Festmahl ein und lässt ihnen, nachdem sie alle gut gespeist haben, von seinen Handlan¬gern die Gurgel durchschneiden, ergreift die Macht und wird vom Volk , bejubelt.
69. Von der Komplizenschaft zwischen Tyrann und Volk
... Aber alle Tyrannen, ganz gleich, ob sie nun aus vornehmen Häusern ka¬men oder bäuerlicher Herkunft waren, haben es verstanden, sich ein Erscheinungsbild zu geben, das die Massen betörte, Gesten zu ersinnen, welche die Gaffer beeindruckten, die richtigen Worte zu finden, um die Zögernden mitzureißen. Der Tyrann wendet sich immer direkt an die Massen. Er übergeht die Reichen, die Adligen, die Priester, die Gelehrten, die Fähigen. Seinen Höflingen, Parteigängern und Ministern geht es kaum besser; sie dienen ihm lediglich als Podest, das er besteigt, um zu den Mas¬sen zu reden. Wenn Caligula sein Pferd zum Senator ernennt, wenn er der Gattin eines hohen Würdenträgers beiwohnt und diesen zum Zuschauen verpflichtet, dann sind das Zugeständnisse an das niedere Volk, die mehr Eindruck machen als die Verteilung von Getreide.
(aus: Lanza del Vasto: Die Macht der Friedfertigen, F.H. Kerle Freiburg/Heidelberg 1982, S. )
(Info aus Wikipedia: Agathokles war ab 316 v. Chr. Tyrann von Syrakus und von 305/304 v. Chr. bis zu seinem Tod König eines von ihm geschaffenen sizilischen Reichs. Seinen Aufstieg begann er als Offizier, dann profilierte er sich als Politiker auf der Seite der Anhänger der Demokratie. Wenige Jahre nach seiner Wahl zum Feldherrn übernahm er in einem Staatsstreich die Macht; faktisch wurde er Tyrann, doch blieb die demokratische Verfassung formal in Kraft.)
Lanza del Vastos Grundthesen zu Gesellschaft und Geschichte
1959 schrieb Lanza del Vasto sein Buch "Les Quatres Fléaux" („Die 4 Geißeln der Menschheit"), das 1982 in Deutschland unter dem Titel "Die Macht der Friedfertigen" erschien. In ihm entwickelt er in den ersten 4 Kapiteln die Grundlagen seines Verständnisses von Gesellschaft und Geschichte, im letzten Kapitel beschreibt er Gandhis Konzept der Gewaltfreiheit als Antwort auf die "Geißeln der Menschheit".
Im Folgenden versuche ich, die Grundthesen der ersten 4 Kapitel herauszuarbeiten.
Lanzas Buch müsste in einer Bibliothek in die Abteilung „Gesellschaftskritik" stehen, eingerahmt vom „Kapital" von Karl Marx und dem „Gesellschaftsvertrag" von Jean Jaques Rousseau. Wie diese beiden Autoren beschreibt auch Lanza das gesellschaftliche Elend, sucht nach seinen Ursachen und schlägt einen Ausweg vor.
Weiterlesen: Lanza del Vastos Grundthesen zu Gesellschaft und Geschichte
Die Wiederentdeckung: Mein Erbe von der Arche, von Guillem Legland-Reus
Ich bin in der Arche groß geworden: In Bonnecombe, einem Gemeinschaftshaus der Arche, bin ich zur Welt gekommen. Als ich drei Jahre alt war, sind wir nach St. Antoine gezogen. Dort lebte ich bis zu meinem 22. Lebensjahr. 2011 bis 2013 machte ich die 'Fève' (Ausbildung und Erfahrung von Leben in Gemeinschaft) in der Gemeinschaft in St. Antoine. Während dieser zwei Jahre wurde mir erst wirklich bewusst, was Leben in Gemeinschaft ist.
Heute lebe und arbeite ich in Mexiko. Seit 2 Jahren arbeite ich zusammen mit der Universidad Autónoma (der unabhängigen Universität) des Bundeslandes Morelos (UAEM): Mit Javier Sicilia, dem Verantwortlichen der Abteilung, bearbeiten wir die Themen 'Gewaltfreiheit nach Gandhi', positive Bearbeitung von Konflikten und Ziviler Ungehorsam.
Während des Lesens der Texte über Gewaltfreiheit (Gandhi, Luther King, Thoreau, Tolstoi...) ist mir bewusst geworden, dass ich viele der Konzepte zu/über Gewaltfreiheit verinnerlicht hatte, ohne mir dessen bewusst zu sein. Mir wurde bewusst, dass diese Konzepte Teil des Lebens der Arche sind. Als Kinder der Arche nehmen wir sie in uns auf und als ganz normal wahr.
Weiterlesen: Die Wiederentdeckung: Mein Erbe von der Arche, von Guillem Legland-Reus